Irish Poitin
Poitin, der Ursprung der Destillation

Die Geschichte des Poitin

Ca. im Jahr 1000 brachten irische Mönche von einer Pilgerfahrt in den Süden Europas Destillationsanlagen mit. Nun konnte die Spirituosenherstellung in Irland beginnen.

Grundsätzlich kann man Poitin als einen einfachen, nicht gelagerten home-made Whiskey bezeichnen.

Der Name Poitin oder auch Poteen, Potcheen oder Poitín geschrieben stammt von dem gälischen „Chuir an pot satine“ (put the pot in the fire). Aus dieser Redewendung wurde im Laufe der Zeit der Begriff Poitin abgeleitet. Das Destillat wurde auch gerne als Usquebaugh bezeichnet. Ab 1661 wurde die Produktion des Poitin verboten und somit illegal. Nicht die Herstellung an sich war ein Verbrechen, sondern jeder Brenner musste Steuern für seinen Brand abgeben, da König Charles während des englischen Bürgerkrieges dringend Geld benötigte. Die meisten Brenner, oft einfache Bauersleute, konnten diese Steuern nicht aufbringen. Somit war die Stunde der illegalen Brennereien in den Bergen und an Flussufern geboren.

1771 kam es zu dem „Pot Still Act“, der verhindern sollte, dass Getreide für die Destillation „verschwendet“ wurde. Auch viele der legalen Brennereien waren davon betroffen und mussten schließen. Ab 1779 war dann nur noch die Destillation mit einer entsprechenden Lizenz erlaubt. Somit war das Brennen ohne eine Lizenz ein Gesetzesverstoß. Für viele der illegalen Brenner gab es nur den Ausweg der Auswanderung.

In dieser Zeit entstand auch der Parliament Whiskey. Bei diesem Whiskey wurde sichergestellt, dass er nur mit einer Lizenz gebrannt war und auch die Steuern gezahlt wurden. Die Qualität in der Spirituose stieg, aber auch der Preis. Dies konnten sich die einfachen Menschen nicht leisten. So gab es bis 1823 das goldene Zeitalter für Poitin. Die Anzahl der illegalen Brennereien stieg immens an.

Die Regierung ging gegen diese illegalen Brennereien mit den „Old Barneys“ vor. Dies waren uniformierte Männer, die für Recht und Ordnung sorgen sollten, was ihnen nicht gelang. So wurde 1814 die Peace Preservation Force (Peelers) gegründet. Sie waren dafür zuständig die illegale Poitinproduktion aufzudecken und die Finanzämter zu unterstützen. So gab es 1822 500 Poitin Peelers und 71 Finanzämter und im Jahre 1836 dann schon 1100 Finanzämter. Das Ausmaß der illegalen Poitinhersteller wurde immer größer. Der Krieg zwischen den Herstellern und dem Gesetz begann. Die Brenner zogen sich immer weiter in die Berge zurück, um unentdeckt zu bleiben. Vielen gelang dies auch, da die roten Uniformen der Armee von weit her schon sichtbar waren und es den Brennern die Möglichkeit gab zu flüchten. Zwischen 1802 und 1806 wurden 13.400 nicht lizensierte Stills in Irland gefunden. Die Jahre 1795 – 1823 kann man rückblickend als die schlimmsten Jahre Irlands bezeichnen. 

Ab 1820 kam es zum Niedergang des Poitins. Die Peelerangriffe wurden erhöht, so dass die Fluchtmöglichkeiten deutlich geringer wurden, auf den Parliament Whiskey gab es weniger Steuer, die große Hungersnot kam und Guiness wurde über das ganze Land bekannter.

Auch die Jahre der Hungersnot (1845-1854) haben ihren Tribut gezollt und viele der Überlebenden verfielen wieder dem Alkohol. Bier wurde immer populärer und Poitin wurde aus dem gebrannt, was gerade zur Verfügung stand: Kartoffel, Äpfel, Sirup oder Zucker. Durch die schlechte Brennqualität wurde Poitin immer unpopulärer. Hinzu kam, dass Fr. Theobold Mathew, 1838, die Abstinenzbewegung vorantrieb. Er gilt bis heute als der „Apostel der Abstinenzbewegung“ und auf der O’Connell Street in Dublin findet man eine große Statue von ihm. 1842 hatten 5 Millionen Menschen ihr Gelöbnis abgegeben und ihre Alkoholabstinenz gelobt. Aber auch diese Bewegung wurde durch die Hungersnot zu Ende gebracht. Diese 6 Jahre hatten weitere Auswirkungen auf die Destillerien in Irland und so mussten 100 legale Destillerien schließen.

Trotz der vielen Tote und Auswanderer während der Hungersnot überlebte die Poitinherstellung, wenn auch in kleinerem Umfang.

1898 brachte James Cullen die nächste Abstinenzbewegung über Irland, doch war diese anders, als die Vorherigen. Er orientierte sich an den Jesuiten und die Pioneer League hat bis heute überlebt.

Außerdem gab es noch die Redemptorists Fathers (die Erlösenden), die über den Teufel des Akohols predigten und sich selbst als Poitin Missionare bezeichneten. Sie machten den Brennern so lange Angst, bis sie ihre Pot Stills verbrannten. Allerdings stammt aus dieser Zeit auch der dritte Brenndurchlauf, der „Priests run“ genannt wurde, denn viele der Priester ließen sich doch ein Gläschen Poitin nicht entgehen.

Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte der Poitin ein kurzes Aufleben, da während des Krieges zwischen der R.I.C und der I.R.A wieder mehr Alkohol verlangt wurde. Allerdings waren auch viele der Pioniere Gegner der Poitinherstellung, da ein betrunkener Mann nicht kämpfen und trainieren kann. Wer als Poitinhersteller entlarvt wurde, der musste vor die ganze Gemeine treten und vor seinen Augen wurden die Pot Stills verbrannt.

1922 wurde der irische Freistaat gegründet und die Einführung der Gasflasche machte die Poitinherstellung schneller und schwerer auffindbar.

Bis 1997 war die Herstellung von Poitin in Irland verboten, von da an wurde sie wieder legalisiert. Natürlich darf nur jemand brennen, der eine Lizenz erhalten hat und auch die Steuern für seine Spirituose bezahlt… und wer weiß, vielleicht findet man auch heute noch bei einer Wanderung durch Irland die ein oder andere Brennanlage an einem Flussufer, die da nicht unbedingt hingehört.